Western Mail
Wischott, ein alter Haudegen noch aus DDR-Zeiten, hatte ein Heimspiel in der Dorfkirche der kleinen sächsischen Gemeinde Niederbobritzsch, wo er wohnt, am Fuße des Erzgebirges, und das Gotteshaus war bis auf den letzten Platz voll! Selbst die Emporen waren mit aufmerksamen Zuhörern besetzt. Etliche Besucher mussten sogar stehen, so groß war der Zuspruch. Wischott bestritt den Abend mit Gitarren und dem langhalsigen 5 String-Banjo, wie Pete Seeger eins spielte. Und da steht er einsam auf weiter Flur mit diesem Instrument, das er im Frailing Style spielt – und das traumhaft. Ehe er sich selbständig machte, war er viele, viele Jahre Mitglied der Elb River Skiffle Group Dresden gewesen. Diesen Abend bestritt er ohne technischen Aufwand, d. h. ohne elektrische Anlage. Bei der voluminösen Stimme, die Wischott besitzt, konnte er getrost auf die PA verzichten. Es wurde ein Zweistundenkonzert allererster Güte. Bezeichnend für einen musikalischen Abend mit ihm ist, dass er sich ständig bemüht, das Publikum in seinen Vortrag mit einzubeziehen. So auch an diesem Abend in der Kirche, und das mit wachsendem Erfolg. Viele Leute waren regelrecht begierig, in einen Refrain oder einen Kanon mit einzustimmen. Viele mehr oder weniger bekannte Traditional aus dem Gospelbereich und Spirituals gab es in 1A Qualität zu hören. „Amazing Grace“ war da als Opening geradezu prädestiniert und schaffte die rechte Atmosphäre. In seinen Zwischentexten und Überleitungen macht Wischott auch für Englisch-Unkundige alles verständlich – und das sehr anschaulich … Nach dem Schlussakkord des letzten Liedes setzte starker Beifall ein, der in stehende Ovationen überging. …
Jürgen Klonczynski, Western Mail